Artists in Residence – Kulturen in Kontakt
Der chinesische Autor Zhou Linong in Göttingen
ZHOU Linong, geboren 1963 in Nanjing, Provinz Jiangsu (China), ist chinesischer Kulturkritiker.
Was Bildung angeht, ist er davon überzeugt, dass nur eine Rand- oder Außenposition und der damit verbundene „marginale Zustand“ die Möglichkeit bietet, der Realität des Lebens nahe zu sein und die stark veränderte chinesische Wirklichkeit der letzten Jahrzehnte wahrzunehmen. Er steht für eine Gruppe von Menschen, die ihren eigenen Weg sucht und geht. Als Querdenker ist er bereit auf Erfolg zu verzichten und ist daher auch kein Mitglied des chinesischen Schriftstellerverbandes. Gedankliche Tiefe und Komplexität bedeuten ihm mehr als die Möglichkeit veröffentlicht zu werden.
Deutsche Literatur biete ihm viele Inspirationen und Anregungen für sein literarisches Schaffen . Die Annäherung an das ‚wirkliche‘ Leben in China beschritt er über eine langjährige Lese-, Denk- und literaturkritische Tätigkeit in der Auseinandersetzung mit deutscher Literatur und Philosophie.
Seit vielen Jahren reist Zhou Linong häufig und bewusst, um die Natur zu beobachten und von ihr zu lernen. Wieder zu Hause liest und schreibt er.
Im ersten Teil des im Jahr 2010 erschienenen Buches „Cursed Poet“ reflektiert Zhou Linong viele französische Dichter am Ende des 19. Jahrhunderts. Der zweite Teil des Buches sind literarische Reflexionen auf die menschliche Realität.
2014 veröffentlichte Zhou Linong „Inhuman Poetics“, in dem er die Gedichte von Paul Celan als Ausgangspunkt wählt und über die Idee der Wiederbelebung von Gedichten diskutiert. Darüber hinaus hat Zhou Linong in den letzten Jahren zahlreiche Artikel in chinesischen Zeitschriften, Webseiten und Kunstausstellungen veröffentlicht.
Friedrich Nietzsche ist derjenige deutsche Philosoph, der Herrn Zhou literarisch und philosophisch am stärksten beeinflusst hat. Nietzsches Problem sei kein persönliches Problem, weil er nicht an sein persönliches Schicksal, sondern an das Schicksal der Menschheit denke.
Eine belastete und schwere Geschichte verbinde Deutschland mit China. In Form von Gedichten möchte er im Rahmen seiner Göttinger Residenz mit den Studierenden der Abteilung Interkulturelle Germanistik in Austausch treten.
(Qing He, Yi Ge, Yi Li 20.06.2019)