Das Begegnen vom Westen mit dem Osten
„Touristen sind die bunten Zuckerstreusel auf der Eistüte des Berliner Sommers.“
– Ilona Hartmann
Vom 30. Mai bis zum 1. Juni besuchte der chinesische Autor Zhou Linong, der zurzeit an der Universität Göttingen zu Gast ist, in Begleitung der Studierenden aus dem Masterstudiengang Interkulturelle Germanistik Deutschland-China Berlin. In der deutschen, politischen und kulturellen Metropole folgte der Autor den historischen Spuren und sammelte seine ersten Erfahrungen über die deutsche Hauptstadt.
Die Geschichte
Neben einigen Originalen der Berliner Mauer auf dem Potsdamer Platz steht ein asiatischer sechseckiger Pavillon, der die Aufmerksamkeit des Autors hervorruft. Mithilfe der Erzählung des Reiseleiters erfuhren wir die Geschichte des Pavillons. Er heißt Pavillon der Einheit, der dem traditionellen Pavillon Changdeokgung in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul nachempfunden ist. Korea ist seit 1945 in das heutige Nord- und Südkorea geteilt. Aus Anlass des 25. Jubiläums der deutschen Wiedervereinigung wurde der koreanische Pavillon errichtet. Das ist ein Ort in der Hoffnung, dass auch der Tag der friedlichen koreanischen Wiedervereinigung nicht fern ist.
Die Natur
Im Orangerieschloss in Potsdam begegnete die Gruppe dem richtigen Sommer in Deutschland. Das Orangerieschloss war das Sommerschloss von Friedrich Wilhelm IV. in seiner Residenzstadt Potsdam. Die typischen westlichen Spuren findet man im Stil der italienischen Renaissance des Gebäudes. Wenn man dort den richtigen Sommer erlebt, ist es ein Genuss, im Lustgarten nach frischer kühler Luft zu schnappen und exotische Kübelpflanzen zu bewundern – was Zhou Linong an die Oststadt Nanjing erinnert, wo die Nanjinger gern den Sommer bringen und kühle Luft einatmen wollen.
Die Leckerei
Im Shaniu Nudelhaus trifft Herr Zhou auf zwei Künstlerinnen aus Berlin, die im letzten Jahr am Residenzprogramm in Nanjing teilgenommen haben. Auf dem Esstisch begegnet der Westen mit dem Osten. Ein unübersehbares Thema ist das chinesische Essen in Deutschland. Herr Zhou vergleicht es mit der Dekonstruktion: Die original chinesische Küche legt die Kochgänge fest, in welcher Reihenfolge und in welcher Menge gekocht wird, was als eine Konstruktion zu verstehen ist. Bei der Lokalisierung der chinesischen Küche in Deutschland nimmt man wahr, das dieser Zubereitungsvorgang dekonstruiert wird, um sich an den Geschmack der Einwohner anzupassen.
Berlin ist ein Ort, an dem Westen und Osten aufeinandertreffen. Nach Ansicht von Zhou Linong sei Berlin auch ein Schaufenster, durch das man sich nicht nur die Geschichte Deutschlands vor Augen führen, sondern auch die multikulturelle Gegenwart Deutschlands am eigenen Leib erfahren kann.
Anschließend marschierte die Gruppe nach der kulturellen Weimar. Dort haben sie so viel Interessantes begegnet: das Bauhaus-Museum, das Goethe-Nationalmuseum, die Herzogin Anna Amalia Bibliothek und das Nietzsche-Archiv. In Weimar endet die Gruppenreise und alle haben etwas von der erlebnisreichen Reise nach Göttingen mitgenommen.
(Qing He, Yi Ge, Yi Li 20.06.2019)